Mittwoch, 19. Dezember 2018

Familienzuwachs in Montenegro

Nach längerem Schweigen habe ich mich mal wieder dazu gezwungen einen Beitrag zu verfassen.
"Schwarzer See" im Durmitor Nationalpark, Montenegro
Da ich es wirklich lange aufgeschoben habe, sind die Ereignisse von denen ich schreibe auch schon eine Weile her...
Von Dubrovnik ging es weiter an der Küste entlang bis in die Nähe der Stadt Bar in Montenegro. Dort haben wir ein nettes Plätzchen am Meer gefunden, wo es sich sehr gut aushalten ließ. Am zweiten Tag bekamen wir Gesellschaft von Marius, er ist Däne und tourt ebenfalls einige Zeit mit seinem Bus durch Europa.
Bis auf eine Mountainbiketour, die ich mit Marius unternahm, machten wir nicht viel. Nadja musste ja sowieso noch ihre Knieverletzung auskurieren und so chillten wir die meiste Zeit am Meer.
Bei der Tour sahen wir eine Gottesanbeterin die Straße überqueren und fanden dann geilerweise sogar eine gebaute Downhillstrecke im Wald.
Nach einer Woche oder so, ich weiß es nicht mehr genau, zogen Nadja und ich weiter. Marius blieb noch etwas länger.
Stari Bar



Wir wollten die Berge überqueren, welche Marius und ich schon mit den Bikes erkundet hatten, um uns das Landesinnere vorzunehmen. Doch vorher besichtigten wir noch „Stari Bar“, dies ist eine Ruinenstadt neben Bar, welche früher einmal die Stadt Bar war. Nun Stari Bar war zwar ganz nett, aber jetzt nicht wirklich etwas besonderes. Dennoch geschah hier etwas, was unsere weitere Reise maßgeblich beeinflussen sollte. In der Ruinenstadt gab es jede Menge Katzen und kurz nachdem wir das Eingangstor durchquert hatten, sahen wir ein kleines Kätzchen das über den kopfsteinpflasterähnlichen Boden tapste und laut miaute. Offensichtlich suchte es nach seiner Mutter. Der Anblick war herzzerreißend. Wir dachten uns die Mutter würde es schon hören und bald kommen und schlenderten zwischen den Ruinen umher. Nach ein zwei Stunden kamen wir wieder an der Stelle vorbei wo wir das Kätzchen gesehen hatten. Noch immer lief es umher und suchte seine Mama. Die anderen Touristen hatten es natürlich auch bemerkt, fanden es sehr süß, machten Fotos von ihm und gingen dann weiter. Wir warteten noch eine Weile, doch die Mutter ließ sich nicht blicken. Auch sonst hatten wir nirgendwo andere Katzenjungen oder ein Nest gesehen. Schließlich verkroch sich das arme Tier hinter einem Abfalleimer zwischen herumliegendem Müll. Uns war klar das es nicht mehr lange zu leben hatte. Somit beschlossen wir es zu uns zu nehmen.
In einem Pappkarton trugen wir es zum Auto und gaben ihm Milch aus einem Beutel zu nuckeln. Danach schlief der Kleine, der damals so groß wie meine Handfläche war, in seinem Pappkartonbettchen ein. Und so kam Oliver zu uns, unser neues Familienmitglied.
Nachdem wir noch etwas gegessen hatten, fuhren wir Richtung Podgorica. In den Bergen legten wir einen Zwischenstopp für die Nacht ein. Am nächsten Tag suchten wir in der Stadt einen Tierarzt auf, um alles Nötige zu besorgen, was das kleine Kätzchen benötigte. 



Die Tierärztin beriet uns sehr kompetent in gutem Englisch und verabreichte Oli eine Wurmkur. Am Ende zahlten wir lediglich 50 Cent für das Entwurmungsmittel!!! 

Oli in der Netztasche in unserem Dachzelt
und aus diesem Bild könnte man ein Meme machen

Campin Gemeinschaft Durmitor
Nun ging es in den Durmitor Nationalpark, wo wir mal wieder die Natur der Berge genießen wollten. Unerwartet kalt, dafür aber auch noch schöner als gedacht, empfing uns das Gebirge im Norden Montenegros.
Wir folgten Hinweisschildern zu einem Campingplatz und stellten uns zu einem VW Bus mit schweizer Kennzeichen neben dem zwei Mountainbikes angekettet waren. Das können keine verkehrten Menschen sein dachten wir ;). Als Ines und Philippe ein paar Stunden später von ihrer extremen Bergwanderung zurück kamen, bewahrheitete sich unsere Vermutung. Wir freundeten uns direkt an und verbrachten ein paar lässige, kalte aber schöne Tage in diesem Bergparadies. Klettern waren wir zwar leider nicht, dafür unternahm ich mit den Anderen ein paar richtig geile Mountainbike-touren rund um die Seen der Region. Hierzu zählt auch der berühmte „schwarze See“ welcher sehr gut der schönste See sein könnte, den ich je gesehen habe. 
noch mal der "Schwarzer See" - einfach so schön das ich beide Bilder rein tun musste ^^
Doch auch der unpopulärere „Schlangensee“ müsste sich nicht im Wald verstecken, dies hat aber den Vorteil, dass hier nicht so viele Touristen herfinden :D. 

Philippe und Ines auf dem Schlangensee
Schlangensee
Sonst gibt es noch eine Downhillstrecke mit ein paar coolen Drops und Sprüngen, die wir natürlich nicht auslassen konnten.





Nadja konnte leider wegen ihrem verletzten Knie immer noch nicht biken. Allerdings konnten wir den kleinen Oli sowieso nicht alleine lassen. Somit hatte sie auch die ganze Zeit genug zu Tun =D. 


genau hinschauen ;)
Die Abende verbrachten wir gemeinsam am Lagerfeuer, anders konnte man es nach Sonnenuntergang draußen auch nicht mehr aushalten. Denn dann fiel die Temperatur schlagartig und es wurde bitterkalt. 
Sonst unternahmen wir noch eine Gemeinsame Wanderung an den schwarzen See. Oli ließ sich bequem in Nadjas Kaputze, die er zu seinem Lieblingsplatz auserkoren hatte, den Berg hinunter und hinauf tragen.
Nach 5 Tagen oder so zogen wir dann alle weiter, Philippe und Ines werden wir aber hoffentlich nicht zum letzten Mal gesehen haben ;).











Nun fuhren wir etwas ziellos in Richtung Südosten. Ein paar Tage verbrachten wir auf einem netten Campingplatz bei Mojkovac. Auf dem Weg boten sich uns grandiose Ausblicke auf die Berge Montenegros und auf die Wälder, die teilweise schon in bunten Herbstfarben erstrahlten.



Der freundliche Besitzer brachte allen Gästen jeden Morgen heißen Tee und am Abend konnte man in einem Aufenthalts-raum leckere Hausgemachte Speisen vorm Kaminfeuer genießen. Oli durfte freundlicherweise auch mit. 
Auch vor zwei-drei Schnäppschen pro Tag konnte man sich meistens nicht retten. Nachdem wir hier angekommen waren, kamen direkt zwei getigerte und super fluffige Kätzchen durch das knöchelhohe Gras auf uns zugesprungen. Sie waren schätzungs-weise schon 8 Wochen alt und gaben super Spielkameraden für Oli ab. Später erfuhren wir das die fluffigen Katzendamen zu einem französischen Pärchen gehörten, die diese vor zwei Tagen am Fluss gefunden und, wie wir, adoptiert hatten.

orangenes Näschen vom Babybrei, den wir ihm ersatzweise fütterten







Nachdem wir länger geblieben waren als eigentlich angedacht, beschlossen wir wieder an den Platz am Meer bei Bar zu fahren. Dort angekommen trafen wir auf Marius. Wir machten eine Nacht Zwischenstation um dann zu einem Sprint nach Griechenland anzusetzen. Denn wir hatten beschlossen Montenegro und Albanien so schnell wie möglich hinter uns zu lassen, da wir Oli in die EU schmuggeln mussten. Und der schlief nun immer weniger und wurde jeden Tag aktiver, was das ganze natürlich mehr und mehr erschweren würde. Der Plan war Oli unbemerkt über die Grenzen zu bringen während er in Nadjas Kapuze schläft. Das tat er normal so für 2 Stunden nach seinen Mahlzeiten. An der Grenze von Montenegro nach Albanien machte er uns einen Strich durch die Rechnung, als er kurz bevor wir zum Zollhäuschen vorfuhren aufwachte und anfing zu miauen! Also schnappte Nadja ihn in einem unbeobachteten Moment aus der Kapuze und Steckte ihn in die Fußtritte der Beifahrertür, Schal drüber und Fuß drauf. Niemand bemerkte etwas und wir wurden ohne Probleme durchgewunken. Uns schlug das Herz allerdings bis zum Hals! Albanien durchquerten wir dann mit ein paar Stopps um Oli zu füttern ohne besondere Vorkommnisse. Am späten Nachmittag erreichten wir die Grenze zu Griechenland. Nun, ihr müsst wissen, unser Navi schickt uns manchmal seltsame Wege entlang, welche ihm vermeintlich „schneller“ erscheinen. So wollte es uns auch hier von der Hauptstraße weg auf einen Schotterweg schicken, welcher kurz vor der Grenze wieder auf die Hauptstraße trifft. Ich hatte jedoch nicht auf das Navi geachtet und die Abzweigung verpasst. Oli hatten wir kurz vorher noch einmal gefüttert, doch er wollte noch nicht schlafen. Darum drehten wir kurz vor der Grenze noch einmal um und fuhren zurück. Als er dann eingeschlafen war nahmen wir doch die Schotterstraße, die das Navi zuerst fahren wollte. Diese wurde dann auch noch von einem umgefallenen Baum blockiert! Es gab schon eine Umfahrung die zwar etwas abenteuerlich, für unsere Kiwi aber ein Klacks war. Oli schlummerte zufrieden in der Kapuze, so weit so gut. Doch dann stand kurz bevor der Schotterweg wieder auf die Hauptstraße traf ein Polizeibus quer darauf und zwei Polizisten daneben! Nun dachten wir uns: nur nicht die Nerven verlieren! Ich erklärte dem Polizisten halb auf Englisch, halb mit Zeichensprache, dass unser Navi uns eben hier lang geschickt hat. Daraufhin gab er einen Wink, der Bus fuhr vom Weg und wir durften zur Grenze fahren. Dort gab es keine Probleme. Zwei Zollbeamte ließen sich von mir unseren Bus zeigen während Oli in Nadjas Kapuze schlief. Dann durften wir fahren, hinein in die Dämmerung Griechenlands.
Wir hatten es geschafft, hier würden wir für die nächsten Monate bleiben. Oli wird seine Impfungen, einen Chip und einen Pass bekommen, sobald er alt genug dafür ist und dann auch legal reisen dürfen.
Das alles ist nun schon rund 3 Monate her! Wie es mit Oli weiter ging und was wir seit dem sonst noch so erlebt haben erfahrt ihr im nächsten Beitrag. Der auch nicht so lange auf sich warten lassen wird, versprochen ;). 
Bis bald, euer Philipp.

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